Musizieren wie zu Mozarts Zeit

Dr. Ernst Hintermaier, Diözesanarchivar

Mit der „Fundation einer fürstlichen Chormusik“ am Salzburger Dom schuf Erzbischof Wolf Dietrich 1597 jenes Instrumentarium, dem die musikalische Umrahmung des liturgischen Gottesdienstes bei festlichen Anlässen in Verbindung mit der Hofmusik anvertraut war. Etwa ab diesem Zeitpunkt war wohl auch in Salzburg das mehrchörige Musizieren, wie es seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Oberitalien, vornehmlich an Venedigs Markuskirche, in voller Blüte stand, gebräuchlich geworden.

Zweifellos hatte Santino Solari bei der Konzeption des Innenraumes der neuen Domkirche darauf Rücksicht zu nehmen. Warum er jedoch zunächst nur die beiden Emporen an den östlichen Vierungsorgeln errichtete, zumal man annehmen muss, dass in der Stadtpfarrkirche nicht nur doppelchörig, sondern mindestens vierchörig musiziert wurde, ist unklar. Ein maßgebender Grund mag die für gewöhnlich gepflogene Doppelchörigkeit und die Möglichkeit der Einbeziehung von Domoratorien-Brüstungen gewesen sein. Tatsächlich hat Stefano Bernardi bei den Weihefeierlichkeiten 1628 neben den beiden Vierungsemporen auch alle zehn Marmorbalkone des Langhauses genutzt und darauf prachtvoll musiziert.

Vermutlich auf Betreiben von Kapellmeister Abraham Megerle wurden noch zu Lebzeiten Solaris die beiden westlichen Vierungsemporen errichtet, die spätestens 1647 zur Verfügung standen. Die Verwendung aller vier Emporen samt den Orgeln als Continuo-Instrumente, in Verbindung mit dem Tutti-Chor im Presbyterium, dokumentiert eindrucksvoll Megerles „Ara musica“, eine Paris Lodron gewidmete Sammlung geistlich-liturgischer Musik.

Einen Höhepunkt barocker Prachtentfaltung stellten die Jubiläumsfeierlichkeiten des Erzstiftes im Jahre 1682 dar. Für diesen Anlass schuf Heinrich Ignaz Franz Biber zwei 54-stimmige, mit zwei achtstimmigen Vokal- und mehreren Instrumentalchören glanzvoll besetzte Werke, deren fünf- bzw. siebenchörige Disposition die Vielfältigkeit des Musizierens am Salzburger Dom eindrucksvoll widerspiegelt. Beide, ehemals fälschlich Orazio Benevoli zugeschriebene Kompositionen, eine Messe und der Hymnus „Plaudite tympana“, blieben durch Zufall in einer überdimensionalen Partiturniederschrift erhalten.

Das Prinzip der chorischen Disposition der vokalen und instrumentalen Klangkörper auf weit voneinander entfernten Plätzen wurde bis zur Entfernung der Emporen 1859 beibehalten.

Zweifellos haben sich an dieser Aufteilung auch zur Zeit Mozarts keine Änderungen ergeben. Damit lässt sich die Liturgie an der Salzburger Domkirche, an der Vater und Sohn Mozart viele Jahre als Musiker mitwirkten und für die sie zahlreiche Werke schufen, in allen Einzelheiten nachvollziehen.

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