Ein Gewinn für die Liturgie

Janós Czifra, Domkapellmeister

Durch die Wiederherstellung des Originalzustandes mit den Pfeileremporen im Kuppelraum des Doms wurde die Salzburger Dommusik um einmalige Chancen bereichert. Es ist wieder möglich geworden, Werke alter Salzburger Meister für zwei Orgeln bzw. mehrere Chöre aufzuführen. Jeder Kirchenmusiker freut sich heute, in einer Zeit, in der das Interesse an historischer Musikpraxis so gewachsen ist, sich der originalen Aufführungsorte der Kirchenmusikwerke Mozarts bedienen zu können.

Die „Rollenverteilung“ zwischen den einzelnen Instrumenten hat lange Tradition, sie gewinnt aber im nachkonziliaren Liturgieverständnis durch die Rolle der mitfeiernden Gemeinde eine besondere Bedeutung: So spielt z. B. die große Orgel solistisch an bestimmten Höhepunkten oder in Begleitung des großen Chores auf der Westempore, fallweise auch mit großem Orchester, während die vorderen Emporen mit kleinen Vokalensembles und einzelnen Instrumenten besetzt sind. Eine der Orgeln im Kuppelraum begleitet den Volksgesang, die andere den Vorsänger oder die Choralgruppe. Die Mitwirkenden sind damit in die Gemeinde integriert, wie es in der Liturgie-Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils vorgesehen ist.

Das dem Neubau vorangegangene Modell am nordöstlichen Pfeiler diente monatelang dafür, dass alle Beteiligten vor allem eine akustische Vorstellung vom Klangraum der Vierungsorgeln gewinnen konnten. Die Präsenz des Klanges im ganzen Dom war auf der Höhe der jetzigen Kuppelemporen überraschend und alle Befürworter der Wiederherstellung waren überzeugt von den besonderen klanglichen Vorteilen des neugestalteten Raumes. So können die vielen Gottesdienste des Kirchenjahres mit verschiedenen Besetzung von Mitwirkenden, manchmal auch mit kleineren Gruppen, musikalisch anspruchsvoll gestaltet werden.

Bei Verwendung historischer Erfahrungen muss die zwischenzeitlich erfolgte Erneuerung in der Liturgie und die Rolle der Musik in der Gemeinde beachtet werden. Der Altar steht nun inmitten des Volkes, die longitudinale Orientierung wurde eher mit einem „Kreis“ der Versammelten ausgetauscht. So wird das Ensemble auf der neuen Empore nicht als bloß konzertierender Kammerchor empfunden, sondern als Mitglied der Gemeinschaft, das zum Mitfeiern verhilft.

Es wird sicherlich einige Zeit brauchen, bis Musiker und Komponisten die neuen Möglichkeiten in die alltägliche Praxis umsetzen können. Die Geschichte der Kirchenmusik dieser Stadt und in der Domkirche verweist auf große Vorbilder, die alle künstlerischen Mittel mit diesem Raum in Einklang zu bringen vermochten. Heute können wir nur hoffen, dass die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands der kirchenmusikalischen Praxis ebenso dient wie dem Lob Gottes. 

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